Markus Pichler Markus Pichler

Markus Pichler

4. August 1972 - 14. Februar 2020

Dank

Wir haben von meinem lieben Papi, unserem geliebten Markus am Freitag, dem 28. Februar 2020, auf dem Friedhof Fluntern und am folgenden Tag in der Liebfrauenkirche in Zürich Abschied genommen.

Unser besonderer Dank gilt Herrn Pfarrer Josef-Michael Karber für die Leitung des Abdankungsgottesdienstes, den Konzelebranten P. Alois Kurmann OSB und P. Stephan Rothlin SJ sowie Oswald Stanger für seine eindrückliche Predigt. Für die musikalische Umrahmung danken wir dem Organisten Gregor Ehrsam und dem Gitarristen Yves Reichmuth.

In den Tagen seit Markus’ Tod durften wir vielfältige Zeichen der mitfühlenden Anteilnahme entgegennehmen. Die liebende Wertschätzung für Markus, die in ihnen zum Ausdruck kommt, ist uns Trost in den schweren Stunden des Abschieds. Dafür danken wir von Herzen.

Zürich, im März 2020
Die Trauerfamilien Chassé und Pichler
Dankeskarte

Die Worte, die bei der Abdankungsfeier gesprochen wurden, sind hier in der chronologischen Reihenfolge nachzulesen.

Abschiedsworte von Nicolas und Isabelle

Lieber Papi,
lieber Markus

Du bleibst für immer bei uns, unser leuchtender Stern am Engadiner Himmel, der zu uns runter schaut und uns beschützt. Wir haben uns versprochen am Tag, als du in Nanis Bett in Pontresina für immer eingeschlafen bist und wir am Abend in La Punt tieftraurig auf den Zug zurück nach Zürich gewartet haben, dass wir stark bleiben und unseren Lebensweg weitergehen.

Nicolas, das Liebste, Wertvollste und Schönste in unserem Leben, das wir beide uns geschenkt haben, der uns den schönsten Tag in unserem Leben beschert hat. Nicolas, der in sich ruht wie kein anderer, wie du es immer gesagt hast, unser Buddha - wie wir ihn oft genannt haben, weil er in jeder Situation mit seiner inneren Ruhe und Ausgeglichenheit uns immer und immer wieder überrascht hat - und dies auch heute macht.

Markus, du bist und bleibst der beste, wunderbarste und liebste Vater, den ich mir für Nicolas hätte wünschen können.

Du kannst so stolz sein auf Nicolas und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um ihn zu begleiten hier unten, so wie du es auch für mich getan hättest. Sollten wir einmal nicht weiterwissen, werden wir dich fragen und du wirst uns helfen. Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht mit dir reden und dich vermissen.

Zusammen mit deiner Familie, deinen Eltern, Brüdern und Schwestern, Schwägerinnen und Schwagern, Nicolas‘ Cousinen und Cousins und deinen Freunden setzen wir nun unser Lebenspuzzle neu zusammen und bauen ein starkes, grossartiges Fundament für uns alle - aber vor allem für Nicolas.

In ewiger Liebe und Dankbarkeit
Nicolas und Isabelle

Predigt

Oswald Stanger, Diözesanpriester, Innsbruck

„Rasch tritt der Tod den Menschen an. Es ist ihm keine Frist gegeben. Er stürzt ihn mitten in der Bahn. Er reißt ihn fort vom vollen Leben“ (Friedrich Schiller), so steht‘s in der Traueranzeige.

„Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen“ –
„Mitten im Tod sind wir vom Leben umfangen“.

„Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen“ – ja, das ist unsere Erfahrung, eine bittere Erfahrung. Sie wird uns aber vor allem bewusst, wenn ein lieber Mensch, einer der uns so nahe stand, uns so plötzlich, so unerwartet, vorzeitig verlässt - obwohl wir ja immer damit rechnen müssen. Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen.

„Mitten im Tod sind wir vom Leben umfangen“ – daran glauben wir als Christen und das ist irre, ist wahnsinnig, das übersteigt unsere Phantasie und das ist wahrlich revolutionär, schon damals: „den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit“ – so Paulus im 1. Korintherbrief.

An etwas glaubt jeder. Ja, Grillparzer soll einmal formuliert haben: „Der Ungläubige glaubt mehr als er meint, der Gläubige weniger als ihm scheint“. Was unseren christlichen Glauben ob katholisch oder evangelisch nun auszeichnet, was für ihn unterscheidend spezifisch ist, das ist die Hoffnung. Kern unseres Glaubens als Christen ist das stotternde Bekenntnis zur unbegreiflichen, überbordenden, zur todüberwindenden Liebe Gottes, sein bedingungsloses Ja zu uns Menschen.

Das Kreuz mit dem Gekreuzigten, einerseits Ausdruck letzter Sinnlosigkeit - da stirbt ein kaum über 30-jähriger, der nur Gutes getan hat, einen brutalen, einen sinnlosen Tod - ist für uns Christen das Symbol der Hoffnung, der Hoffnung, dass der Tod, auch dieser Tod nicht das Ende, sondern die Voll – Endung ist.

Paulus formuliert sehr drastisch: Wenn Christus nicht auferweckt wurde und wir nicht auferweckt werden, „dann lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot“ 1 Kor 15,32.

Wenn ein lieber Mensch uns endgültig verlässt, dann kommt Bitterkeit hoch, tiefe, tiefe Trauer und wir hadern mit dem Schicksal. Es ist ja so sinnlos. Es ist so wichtig, dies alles zuzulassen - bis zur Anklage: Warum, warum, warum??? Auf die Frage nach dem WARUM: warum er, warum so früh, so mitten aus dem Leben, werden wir aber nie eine Antwort erhalten.

In früheren Zeiten gab es ein Gebet um die Gabe der Tränen. Weinen können ist eine Gnade. Unser Glaube nimmt uns nicht die Trauer, er verschont uns aber vor dem Bodensatz der Verzweiflung.

Wir Christen haben kein anderes Leben, wir könnten aber dieses unser Leben anders leben, eben aus der Auferstehung, die hier und heute unser Leben bestimmen soll.

Zweifelsohne gibt es eine fragwürdige Vertröstung auf das Jenseits, es gibt aber auch die noch fatalere Vertröstung mit dem Diesseits. Und es ist ja gerade der Glaube, dass dies hier und heute nicht alles ist, nicht alles sein kann, der ermutigt, ja ermächtigt, sich ganz und gar, voll Engagement, aber gelassen und angstfrei, dem Hier und Heute zu stellen.

„Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir mangeln...und muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil, denn du bist bei mir“, so hieß es in der Lesung. Immanuel Kant soll gesagt haben: „Alle Bücher, die ich gelesen habe, haben mir den Trost nicht gegeben, den mir Ps 23 Vers 4 gab“. Ob er es nun gesagt oder nicht: „Denn du bist bei mir“, wir dürfen daran glauben, dass er uns nahe ist und nahe bleibt in allem und trotz allem.

Die Abschiedsworte Jesu an seine Jünger (Joh 16, 20-23a), die als Evangelium verlesen wurden, deuten auch unser Leben:

Da ist von Leid und Traurigkeit die Rede. Aber zu der Traurigkeit gesellt sich eine Zusage: „Sie wird in Freude verwandelt werden“. Diese Freude wird mit einer Geburt verglichen: Der Schmerz der Wehen, das Risiko einer Geburt, die Angst – sie sind nicht umsonst. Sie bringen neues Leben. So ist unser ganzes Leben hier ein Geburtsvorgang.

„Dies vere natalis“ wahrlich den Geburtstag eines Menschen haben die frühen Kirchenväter den Todestag eines Menschen genannt.

Wir wünschen unseren Verstorbenen die ‚ewige Ruhe‘. Ist das überhaupt ein glücklicher Begriff? Die Begegnung mit Gott ist keine ‚ewige Ruhe‘, sondern ungeheures und atemberaubendes Leben, ein Sturm von Glück, der uns hinwegreißt, aber nicht irgendwohin, sondern immer tiefer in die Liebe und Seligkeit Gottes hinein (so G. Lohfink).

In diesen Sinne – lieber Markus: Der Herr schenke dir nun die ewige Ruhe.

Markus ist gegangen…

- Du kannst darüber weinen, dass er gegangen ist oder du kannst lächeln, weil er gelebt hat.

- Du kannst deine Augen schließen und beten, dass er wieder kommt, oder du kannst sie öffnen und all das sehen, was er hinterlassen hat.

- Dein Herz kann leer sein, weil du ihn nicht mehr sehen kannst, oder es kann voll Liebe sein, die er für dich und andere hatte.

- Du kannst dem Morgen deinen Rücken zukehren und im Gestern leben, oder du kannst froh in die Zukunft gehen, gerade wegen des Gestern.

- Du kannst immer daran denken, dass er gegangen ist oder du kannst ihn im Herzen tragen und in dir weiterleben lassen.

- Du kannst weinen und ganz leer sein oder du kannst tun, was er von dir wollte: lächeln, die Augen öffnen, lieben und weitermachen.

Lebenslauf von Markus Pichler

verfasst von seinen Eltern Hilde und Klaus Pichler

Lieber Nicolas,
liebe Familie,
liebe Trauergemeinde

Das Unfassbare ist geschehen. Unser Markus wurde in der Blüte seiner Jahre aus dem Leben gerissen. Wie gerne wollte er seinen Sohn Nicolas ins Erwachsenenleben begleiten, wie oft wollte er noch Weihnachten, Geburtstage und andere Feste mit der Familie und Freunden feiern, wie viel hatte er noch beruflich vor! All diese Pläne, Wünsche und Hoffnungen machte sein frühzeitiger Tod zunichte. Und dennoch steht so vieles in seinem nur 47 Jahre währenden Leben vollendet und geglückt vor uns da.

Auf dieses Leben möchte ich nun einen kurzen Rückblick halten.

Unser Markus wurde am 4. August 1972 in Lachen im Kanton Schwyz geboren. Als Baby war er allerliebst anzuschauen, bereitete uns aber (vor allem seiner Mutter) viele schlaflose Nächte. Doch schon früh entwickelte er sich zu einem – auf lustige Weise – altklugen Kerlchen, dem allerlei drollige Formulierungen einfielen. Ein kleines Beispiel möge das illustrieren: Im Jahr 1974 nach der Geburt seines Bruders Christoph – von ihm liebevoll „Titoff Buder“ genannt – bereicherte ein Au-pair Mädchen aus der Romandie unseren Haushalt. Als sie ihm eines Tages nicht schnell genug einen Himbeersaft zubereitete, fragte der gut zwei Jahre alte Markus sie mit der Sirupflasche in der Hand: „Agnes, verstehst Du kein Deutsch?“

Vier Jahre nach Christoph kam im Jahr 1978 sein zweiter Bruder Hannes zur Welt, und im selben Jahr begann Markus seine Kindergarten- und Schulkarriere in Wangen SZ. Schon im Kindergarten spielte er begeistert Blockflöte, nur das Ausmalen der Notenseiten – Voraussetzung dafür, dass er ein neues Notenblatt erhielt – führte zu Tränen. Galt doch seine Neigung – und wohl auch seine Begabung – dem Musikalischen und – etwas aufwendig ausgedrückt – dem Intellektuellen eher als dem Handwerklich-Praktischen. Ja, besonders die Musik hatte es ihm angetan. Während der letzten Primarschuljahre wurde er mit seiner wunderbaren Sopranstimme Mitglied der Zürcher Sängerknaben. Ihnen blieb er auch nach seinem Stimmbruch treu, mit ihnen durfte er zahlreiche Auftritte bestreiten und Reisen in diverse Länder unternehmen. Zudem spielte er die Altblockflöte mit solcher Geläufigkeit, dass ihm seine Lehrerin alsbald den Wechsel zur Oboe nahelegte. Ebenfalls schon angelegt in seiner frühen Jugend war ein ausgeprägtes Interesse für Bücher jeglicher Art, das ihm Zeit seines Lebens erhalten blieb. Oft kamen in all diesen Jahren seine beiden älteren Schwestern, Petra und Andrea, während der Schulferien zu uns auf Besuch. Zu ihnen pflegte Markus bis zuletzt eine herzliche Beziehung, verbrachte auch viele Tage mit ihnen in Wien und Freiburg im Breisgau.

Nach der Primarschule in Wangen SZ begann Markus 1985 die siebenjährige gymnasiale Laufbahn am Christ-König-Kolleg in Nuolen am Zürichsee, absolvierte ein Jahr an der Stiftschule Einsiedeln und legte 1992, wiederum zurück in Nuolen, die Matura Typus A ab.

Während der letzten Gymnasialjahre geriet Markus in eine schwere persönliche Krise, die zu meistern unserer Ansicht nach zu den ganz grossen Leistungen seines Lebens gehört.

Den Weg ins Studium und dann ins berufliche Leben zu finden, was anderen wie selbstverständlich gelingt, war für Markus eine schwierige Aufgabe. In dieser Zeit des Suchens jobte er als Eisenleger oder als Kellner in verschiedenen Restaurants, arbeitete auf einer Alp oder als Hotelportier. Er erwog auch ein Medizinstudium, begann aber der alten Liebe zur Musik folgend ein Studium der Jazzgitarre, das er nach beinahe drei Semestern beenden musste: Durch sein unermüdliches Üben hatte er sich eine nicht behandelbare Sehnenscheidenentzündung zugezogen. Zwei Jahre später, im Jahr 1999, fand Markus das Gebiet, welches sich immer mehr als das entpuppte, wonach er gesucht hatte: Er begann an der Universität Zürich das Jusstudium, was zehn Jahre zuvor für ihn gewiss nicht vorstellbar gewesen wäre. Zwei Gastsemester absolvierte er an der Universität Santiago de Chile – seine Begabung für Sprachen hatte es ihm möglich gemacht, sich die nötigen Sprachkenntnisse bloss durch persönlichen Umgang anzueignen, ohne zuvor Kurse zu besuchen. Nach dem Lizenziat erlangte er 2008 das Zürcher Anwaltspatent und wurde mit einer erb- und zivilprozessrechtlichen Dissertation bei Professor Dr. Peter Breitschmid 2011 zum Doktor der Jurisprudenz promoviert. Im Jahre 2016 folgte schliesslich das Patent des Fachanwalts SAV Erbrecht. In diese Studien konnte er seine Intellektualität einbringen, in den später ausgeübten Anwaltsberuf zusätzlich sein Feingefühl und seine Sensibilität. Markus' Weg zum Fachanwalt Erbrecht wird im Anschluss an meine Rede Frau Alexandra Zeiter nachzeichnen.

Zehn Jahre zuvor im Jahr 2006 hatten Markus und Isabelle sich kennengelernt, und am 12. April 2007 war ihr Sohn Nicolas auf die Welt gekommen, für Markus ein Glücksmoment, vielleicht der Glücksmoment seines Lebens. Auch wenn die Beziehung zwischen Isabelle und Markus nicht Bestand hatte, nahmen sie gemeinsam die elterliche Verantwortung in einer Weise wahr, die wir nur als vorbildlich bezeichnen können. So konnten sie viele Feste gemeinsam als Familie feiern. Markus war ein wunderbarer Vater, der schon mit dem ganz kleinen Nicolas sehr viel unternahm. Besonders in Erinnerung bleiben werden gewiss die ausgedehnten Radtouren nach Norddeutschland im Sommer 2018 und von Scuol nach Venedig im vergangenen Sommer.

Seine letzten Tage durfte Markus mit seinem geliebten Sohn Nicolas im gemeinsamen Skiurlaub im Engadin verbringen. Am Morgen des 14. Februar erwachte er dort nicht mehr aus dem Schlaf. Er war in der Nacht an einem Herzversagen verstorben. Gestern haben wir seine Asche auf dem Friedhof Fluntern der Erde übergeben.

Mit Markus' frühem Tod erlitt unsere Familie einen unersetzlichen Verlust. Wir werden so unendlich vieles, was ihn auszeichnete, was uns an ihm so lieb war, vermissen.

Es ist der Familie ein besonderes Anliegen all jenen Menschen zu danken, die Markus in seinem Leben begleitet, die ihn mit Rat und Tat unterstützt und gefördert haben. Von all diesen sehen wir hier nicht wenige. Und danken möchten wir nicht zuletzt jenen, die Markus geliebt haben.

Würdigung von Dr. iur. Markus Pichler

Alexandra Zeiter, Strazzer Zeiter Rechtsanwälte Zürich

Lieber Nicolas, liebe Isabelle und liebe Trauerfamilie
Liebe Angehörige und liebe Freunde von Markus
Liebe Berufskolleginnen und Berufskollegen
Liebe Trauergemeinde

Wer könnte Markus als Jurist und Rechtsanwalt besser umschreiben als seine eigenen Klientinnen und Klienten? Die Reaktionen der Klientinnen und Klienten von Markus in den letzten Tagen waren schlicht überwältigend. Ich möchte daher auch mit einem Zitat aus einer solchen Reaktion beginnen.

„Meine Kinder und ich sind tief bestürzt und erstarrt durch die Nachricht vom Tod von Herrn Dr. Pichler. Es ist einfach unfassbar und unendlich traurig. Wir haben ihn nicht nur als hervorragenden Anwalt geschätzt, sondern mochten ihn als Mensch auch so besonders gerne.“

Ich hatte das grosse Glück, die letzten drei Jahre Tür an Tür mit Markus zu arbeiten. Markus ist am 1. Januar 2017 unserer auf Erbrecht spezialisierten Kanzlei als Partner beigetreten.

Berufliche Schwerpunkte von Markus

Die Schwerpunkte von Markus waren zweifelsohne das Erbrecht und das Prozessrecht, und nicht erst seitdem er zu unserer Kanzlei gestossen ist. Diese beiden Gebiete hatten Markus schon früh fasziniert. Bereits während des Studiums verfasste er eine Arbeit zu den Testamentsformen. Nach dem Anwaltspatent folgte die Assistentenstelle am Lehrstuhl von Peter Breitschmid, mit Schwerpunkt Erbrecht. In dieser Zeit war er verantwortlich für die Zusammenstellung der erbrechtlichen Rechtsprechung, also eine Kombination dieser beiden Rechtsgebiete. Und auch in seiner Dissertation, die den Titel trägt: "Die Stellung des Willensvollstreckers in nichterbrechtlichen Zivilprozessen", schlug er die Brücke zwischen dem Erbrecht und dem Zivilprozessrecht.

Die Faszination für diese beiden Gebiete behielt Markus auch als Rechtsanwalt, und im Jahre 2015 startete Markus, wie sein Vater bereits ausführte, mit der Ausbildung zum Fachanwalt im Erbrecht, die er im Sommer 2016 abschloss. Dann stiess er per 1. Januar 2017 zu uns und war damit definitiv im Erbrecht angekommen.

Markus als Jurist, als Anwalt und als Erbrechtler

Ich denke, dass Markus im Anwaltsberuf seine Passion gefunden hat. Er liebte seinen Beruf, er liebte das Erbrecht, und er lebte jeden Tag für seinen Beruf und seine Klienten. Er war mit vollem Herzblut und mit ganzer Leidenschaft Rechtsanwalt und auch Parteivertreter.

Mit seinem Intellekt und seiner Auffassungsgabe verstand er es, komplexe Fälle rasch zu erfassen. Markus hatte auch die Angewohnheit, seine Fälle richtiggehend zu sezieren. So stiess er immer wieder auf Fragen, die vor ihm noch nicht gestellt wurden. Seine Gewissenhaftigkeit, gepaart mit seinem Wissensdurst, liessen es nicht zu, dass er Fragen einfach Fragen sein liess. Er hatte stets den Anspruch, den Fragen auf den Grund zu gehen und gab nicht locker, bis er für sich eine dogmatisch überzeugende Lösung fand. Diese Qualität zeichnete Markus gemäss Peter Breitschmid, seinem Doktorvater, bereits während seiner Dissertation aus.

Markus war aber eben nicht nur ein herausragender Jurist. Mit seinem Einfühlungsvermögen, mit seiner Empathie, und vor allem mit seiner Menschlichkeit konnte er den Klientinnen und Klienten die Sicherheit vermitteln, dass sie bei ihm gut aufgehoben sind, dass er sie versteht und sich für sie einsetzt. Gerade in erbrechtlichen Fällen ist diese Gabe ein unschätzbarer Wert, und sie macht einen guten Juristen zum herausragenden Erbrechtsanwalt.

Markus hat auch ausserhalb seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt viel für die Erbrechtsszene und für die Anwaltschaft geleistet. Er war ein regelmässiger und gern gesehener Referent an diversen erbrechtlichen Veranstaltungen. Noch am 13. Januar dieses Jahres hielt er ein Referat zum Thema "Erbrechtliche Aspekte bei der Übertragung von Immobilien". Einen Namen gemacht hat sich Markus aber vor allem mit seinem jährlich wiederkehrenden Referat an der bestbesuchten Erbrechtsveranstaltung in der Schweiz, der St. Galler Erbrechtstagung. An dieser Tagung berichtete er jedes Jahr über die neueste Rechtsprechung im Erbrecht. Seine Zusammenstellungen dienten vielen Kollegen auch bei ihrer täglichen Arbeit. Die nächste Veranstaltung findet am 8. Mai 2020 statt. Diesmal leider ohne Markus. Markus wird auch dort eine grosse Lücke hinterlassen.

Markus war neben seiner Anwaltstätigkeit und seiner Referententätigkeit auch publizistisch tätig. Besonders schmerzhaft ist, dass es ihm nicht vergönnt ist, seine neueste Publikation in den Händen zu halten, die er im Januar fertiggeschrieben hatte. Sie ist leider erst diese Woche erschienen. Eine Publikation zu den Fristen im Erbrecht, ein Thema, das Markus eben auch als Prozessanwalt ein sehr grosses Anliegen war.

Markus als Mensch und Freund

Markus nur als Jurist und Berufskollege zu würdigen wird ihm nicht gerecht. Markus war für uns alle in der Kanzlei, und auch für die Berufskollegen, in erster Linie ein feiner Mensch und ein Freund.

Er war hilfsbereit und feinfühlig, er hatte für jeden zu jeder Zeit ein offenes Ohr, er drängte sich mit seiner bescheidenen, ruhigen und warmherzigen Art nie in den Vordergrund. Markus war aber auch ein allgemein interessierter, sehr belesener Mensch, mit dem man über weit mehr als über juristische Themen sprechen konnte. Nicht selten diskutierten wir noch spät abends über Bücher und seinen Lesezirkel, über Philosophie, Kultur und Musik, und natürlich über sein geliebtes Heimatland Österreich und über österreichischen Wein.

Markus brachte mit seiner leicht chaotischen Art aber auch Abwechslung in den Büroalltag. In guter Erinnerung bleibt uns allen, als Markus in Luzern ein Referat halten musste (natürlich bereits etwas knapp unterwegs) und dann statt nach Luzern Richtung Bellinzona fuhr.

Nicolas

Markus war seit 2017 bei uns in der Kanzlei. Er kam aber nicht alleine. Mit ihm kam auch sein Sohn Nicolas zu uns. Die Vatertage, die Nicolas bei uns in der Kanzlei verbrachte, wurden ihm schon bald langweilig. Das kann ich ja verstehen. Aber wir waren im Büro sehr glücklich, dass Nicolas nie die Freude an unseren jährlich stattfindenden Skiwochenenden verlor. So war auch Nicolas jedes Jahr dabei, und wir hatten immer viel Spass und Freude. Und auch aus diesen Tagen liessen sich ein paar Episoden von Markus erzählen. Markus, der die Skihosen von Nicolas vergisst, oder Markus, der die Skischuhe von Nicolas im Skiraum nicht mehr erkennt und daher Skischuhe mieten muss. Das letzte Skiwochenende fand gerade erst statt, Ende Januar. Wir werden dieses Wochenende als Büro in bleibender Erinnerung behalten.

Abschluss

Markus hinterlässt bei uns in menschlicher und fachlicher Hinsicht eine enorme Lücke. Ich möchte diese Würdigung mit einer weiteren Reaktion beenden, welche wir von seinen Klienten erhalten haben.

„Es ist ein grosser Schock und Schmerz, einen so geschätzten wertvollen Menschen zu verlieren. Herr Pichler hat unsere Familie sehr gut beraten. Wir fühlten uns gut aufgehoben und erlebten ihn in einer sehr schwierigen Situation sehr präsent, kompetent, auch einfühlsam und spürten seine starke Persönlichkeit. Wir hatten grosses Vertrauen, die weiteren Schritte in unserem Erbprozess mit ihm zu machen. Wir werden ihn vermissen.“

Auch wir werden Markus vermissen und ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Markus, Du bist gegangen, aber in unseren Herzen lebst du weiter!

Über Markus

Claudia Bertenghi, Zürich

Liebe Familie,
liebe Freunde

Mein Name ist Claudia Bertenghi, ich bin eine Freundin von Markus seit seiner Gymnasialzeit.

Schon in seiner Jugend – wie auch in seinem späteren Leben - hat Markus nichts halbherzig getan. Auch wenn er in die Irre ging, tat er das mit „voller Kraft voraus“, und das tat er in seiner Jugend oft. Was für ihn, seine Familie und die Menschen, die ihn gerne hatten, oft sehr schwer war.

Dass er in dieser Zeit den Blick wieder nach vorne wandte, hatte viel mit seiner Familie zu tun, die unermüdlich zu ihm stand. Und es hat mit seiner Persönlichkeit zu tun, zu der es schon früh gehörte, Hindernissen – auch solchen in sich selbst – die Stirn zu bieten.
Er wandte sich den Fragen beharrlich zu, die ihm sein Leben stellte. Und er liess nicht locker, bis er Antworten hatte, die vor ihm Bestand hatten.

Nach seiner Gymnasialzeit machte Markus eine grosse Suchbewegung nach der Richtung, die er seinem Leben geben wollte. Und auch in diese Suchbewegung gab er sich mit Hingabe. Er ging entschlossen auf das Leben und die Welt zu mit der ihm eigenen Mischung von Ernsthaftigkeit und Selbstironie.

In seiner Zeit im Rössli in Stäfa, wo er im Service arbeitete, und in der Wohngemeinschaft, in die er gezogen war, lernte er verschiedenste Leute kennen und schloss Freundschaften, die ihn sein weiteres Leben begleitet haben. So wie er aus jedem Abschnitt Freunde in sein weiteres Leben mitgenommen hat.

Der Kontakt mit den Leuten im Restaurant, mit Künstlern und Musikern, die dort verkehrten und auftraten, bereicherte sein Leben und war Stoff für viele Geschichten, die er gerne erzählte. Neben der Arbeit spielte er leidenschaftlich Gitarre, las sehr viel und beschäftigte sich mit Musik.
Er tauchte ganz ins Leben ein und kostete es in vollen Zügen aus. Er wollte wissen, wie die Welt und das Leben funktionieren. Diese Entdeckerfreude, die Offenheit für andere Gedanken und Lebensentwürfe war Teil von Markus inspirierender Art.

Dass er seine zunächst angestrebte Musikerkarriere nicht beenden konnte, hat Markus in seinem späteren Leben nicht mehr bedauert, da er im Beruf des Anwalts seinen Traum von einer anspruchsvollen und sinnstiftenden Tätigkeit erfüllt sah. Die Musik blieb aber immer ein wichtiger Teil in seinem Leben. Während Markus Jura studierte, arbeitete er nebenher im Service im Tessinerkeller, wo er Isabelle begegnete. Es war Liebe auf den ersten Blick und innerhalb weniger Wochen zogen Isabelle und Markus zusammen und ihr Kind war unterwegs. Als ich ihn fragte, ob sie heiraten würden, antwortete Markus: Wir wollen nichts überstürzen.
Die Geburt von Nicolas war für beide ein grosses Glück und Markus wirkte, als hätte man in seinem Innern eine Laterne angezündet. Seine anfänglichen und manchmal wiederkehrenden Sorgen um Nicolas fanden in Isabelles Zuversicht ein harmonisches Gleichgewicht.
Dass sie ihre Elternbeziehung so gelingend gestalten konnten, bedeutete für Markus ein grosses Glück.

Markus liebte es, Vater zu sein. Sein grosses, wunderbares Repertoire an Geschichten erweiterte er stetig um Erzählungen von Nicolas. Markus war ein Familienmensch und es war ihm ein Herzensanliegen, für Nicolas und seine Familie da zu sein. Er genoss die neue Nähe zu seinen Brüdern. Nachdem die grösseren beruflichen und familiären Aufgaben aller wieder mehr Raum für gemeinsames Beisammensein liessen, war Markus fest entschlossen, sich dafür in Zukunft mehr Zeit zu nehmen.

Schon das Studium machte Markus enormen Spass. Einschliesslich seiner Auslandsemester in Chile und der dort geschlossenen Freundschaften. Die verschiedenen Etappen seines beruflichen Werdegangs waren für ihn Höhepunkte. Er hatte sein Fachgebiet gefunden und in der Kanzlei Strazzer und Zeiter eine berufliche Heimat und Berufskollegen, die er gleichermassen bewunderte ob ihrer fachlichen Kompetenz, wie schätzte für ihre Herzlichkeit und ihren gescheiten Pragmatismus. Dass solche Kollegen mit ihm über ihre fachlichen Fragen nachdachten, machte ihn stolz. Beruflich war er angekommen.

In seiner ehrenamtlichen Tätigkeit für den Verein Kiosk Josefwiese übernahm er das Ressort Finanzen trotz seinem eher angespannten Verhältnis zu buchhalterischen Themen.
Beharrlich half er mit, diesen Ort zu einem florierenden und beliebten Quartiertreffpunkt zu machen.
Seine Motivation dafür erklärte Markus mir einmal damit, dass er so viel bekommen habe vom Leben und er mit seiner ehrenamtlichen Tätigkeit etwas zurückgeben wolle. Die Mitarbeit im Vereinblatt als Dr.iur. Josef und seine Beiträge zur vergnüglichen, aber falschen Verwendung von Fremdwörtern und Redewendungen stiessen in den Redaktionssitzungen auf Begeisterung. Unvergessen ist sein in schwierigen Situationen geäussertes: Da schwebt ja ein richtiges Dolomiten-Schwert über deinem Haupt.

Auch die Mitarbeit im Trägerverein der Badi Utoquai gemeinsam mit einer Freundin aus frühen Jahren bedeutete Markus viel.

Seit zehn Jahren war Markus Mitglied eines Lesezirkels. Seine Anmerkungen zum Gelesenen waren neben seinem Humor und seinen Kochkünsten hochgeschätzt. Sein Ansinnen, mehr Klassiker zu lesen, weniger.
Umso beliebter war, wenn Markus seiner Leidenschaft für österreichische Literatur – Joseph Roth war einer seiner Lieblingsautoren -, Serien und Filme freien Lauf liess und z.B. ganze Szenen aus dem Kabarettstück „Grosse Häfenelegie“ auswendig vortrug.

Markus war ein Familienmensch, ein ausgewiesener Berufsmann, ein Mann mit Bildung und Herzensbildung, ein Mann, der das Leben genossen hat auf seinen Reisen, in Restaurants, beim Feiern und Reden. Und er war ein zuverlässiger, treuer und warmherziger Freund.

Er hat sich in diesen vielen Welten versiert bewegt und hat in vielen Welten einen gewichtigen Platz eingenommen. Auch weil er ein guter Zuhörer war. Er hörte so lange zu, bis er und man sich selbst verstand. Diese Fähigkeit war neben seiner Herzlichkeit und seinem Humor die Grundlage für den Zugang, den Markus zu vielen verschiedensten Menschen fand. Und Markus war selbst auch zugänglich. Er öffnete sich andern, er hatte auch den Mut, sich anderen zuzumuten.

Markus verfügte über den „Mut vor dem Freund“ (Ingeborg Bachmann). Markus war aufrichtig. Er sagte, was er dachte, auch oder gerade dann, wenn er wusste, es würde nicht nur auf Gegenliebe stossen.
Denn er nahm seine Beziehungen in der Familie, im Beruf und im Freundeskreis ernst. Und er übernahm in diesen Beziehungen die Aufgaben, die er als zentral in einer Beziehung ansah: für einander da zu sein, miteinander zu wachsen und dem Andern auch zu sagen, wenn er in eine aus seiner Sicht falsche Richtung ging. Denn wer sollte das sonst tun, wenn nicht ein Freund?

Markus hat diese Welten von Familie, Beruf und Freundeskreis zu einem Zeitpunkt verlassen, an dem er in seinem Leben angekommen war. Er füllte es aus, hatte die Fäden in seinem Leben zu einem leuchtenden Teppich verwoben. Er hat viele seiner Ringe vollbracht (Rilke).
So wie er es, seit ich ihn kenne, immer wieder und auch trotz Zeiten voller Sorgen getan hat.

Markus hat sich den Fragen, die ihm sein Leben brachte, gestellt, und er hat sich nach den Antworten aufgemacht. Ernsthaft und und beherzt. Er hat sein Leben nach seinen Massstäben gut und schön (kaloskagathos) gelebt und er hat es grosszügig geteilt.

Rose Ausländer schreibt in ihrem Gedicht „Nicht vorüber“ folgende Zeilen:

Nicht vorüber

Was vorüber ist
Ist nicht vorüber
Es wächst weiter
In deinen Zellen
Ein Baum aus Tränen
Oder
Vergangenem Glück

Vielleicht wird dieser Baum aus vergangenem Glück einmal ein Ort des Trostes. Ein Ort für den wertvollen Schatz aus Erinnerungen, den wir in uns tragen.
Markus hat uns Schätze aus 47 Jahren hinterlassen, in denen wir Teil seines Lebens waren. Dafür bin ich unendlich dankbar. Für diesen Reichtum und dieses Erbe danke ich Markus. Und dieses Erbe an Erinnerungen treten wir nun an.

Ende